Dieser Ort ist VERFLUCHT – die Brücken und Straßen führen ins Nirgendwo – Wege enden einfach im Moor, in dem alles versinkt, man selbst, seine Stiefel, einfach alles. Selbst die alte Straße verwandelt sich nach einer Stunde Regen in Morast, als hätte sie etwas gegen die jetzigen und früheren Bauarbeiten. Webermoor – ha! Das Moor ist nichts anderes als eine große Spinne und der Sumpf ist ihr Netz – kein Wunder, dass wir hier so viele Karawanen verloren haben und bestimmt noch viele Dutzend mehr verlieren werden.\n\nOhne das Öl wäre es einem egal – und es scheint uns kaum die Gefahren des Moores wert zu sein, wenn es unwahrscheinlich ist, dass wir uns hier jemals niederlassen können.

Diese Seite ist nicht datiert.

Dieser verfluchte Ort

Jacoby hat nach den roten Strudeln im Moor gefragt und wir haben den Trottel aufgeklärt – dort wurden die Verderbten von Gewehren durchsiebt und von Äxten erschlagen und ihr Blut hat das Moor getränkt. Nicht nur das ihre, auch das Blut von Siedlern überströmte das Moor. Wir hießen ihn, auf der Hut zu sein, damit das Moor nicht auch sein Blut trinke.\n\nAber das ließ den Glanz in seinen Augen nicht erlöschen – er wird eines Besseren belehrt werden, wenn wir uns erst dem alten Fort der Verderbten nähern. Mal sehen, ob es ihm nichts ausmacht, wenn das Blut aus dem Moor auf seine Stiefel abfärbt. Es ist ein kleiner Segen, dass frühere Siedler diese Bastarde zur Schlucht zurückgetrieben haben, denn ich bezweifle, dass wir heute noch die Soldaten dazu hätten, vor allem, seit die Union von Königinnenhafen an der Schlucht mit einer bitteren Niederlage für ihren Übermut bestraft wurde. Das sollte uns eine Lehre sein und Jacoby sollte besser auf sie hören, bevor er daran denkt, Anspruch auf dieses Land zu erheben, das ihm nicht gehört.

Blut

Wir fanden einen Ledersack neben der Straße und Jacoby machte sich sofort daran, ihn zu durchsuchen. Allerdings war er ziemlich enttäuscht, als er darin nur Kräuter und Essen fand. Er fragte, wer ihn wohl hier abgelegt habe – und als wir von der Hexe erzählten, riss Jacoby die Augen auf, schmiss die Kräuter in den Schlamm und stampfte wütend auf, während er uns solange drängte, diesen Ort zu verlassen, bis ich ihm Fesseln anlegte.\n\n"Vor unserer Hazel brauchen wir keine Angst zu haben", sagte ich ihm, als er sich wieder etwas beruhigt hatte. "Sie ist schon länger auf dieser Insel als wir und die gute Frau war uns schon oft eine große Hilfe." Ich nickte ihn Richtung des Sackes. "Sie legt sie nicht als Warnung oder Fluch ab, sondern um jenen zu helfen, die hungrig oder krank sind, da man sich im Moor so leicht verirren kann."\n\nIch ließ meine Worte erst einmal wirken und als er grummelte, er werde gewiss kein "Gift von irgendeiner Hexe" annehmen, nickte ich in Richtung der Kräuter im Schlamm. "Aber, aber – nimm sie in den Mund und kaue darauf. Könnten tatsächlich Gift sein. Oder sie schmecken wie dein Stolz. Beides wird dich wieder zur Vernunft bringen."

Das Geschenk

Über dem Moor liegt eine gefährliche Ruhe, sagen manche – als hätten wir eine Wahl.\n\nDie Verderbten verseuchen den Sumpf immer weiter und werden täglich mutiger. Wir hacken auf sie ein wie auf hartnäckige Wurzeln, und was haben wir davon? Schon bald werden sie uns zahlenmäßig überlegen sein – und dann werden sie uns ernten, wie wir das Moor abgeerntet haben.\n\nWelchen Sinn hat eine Handelskompanie, oder irgendeine Kompanie, wenn wir nicht uns und unsere Untergebenen beschützen können. Aber wir führen unsere geistlosen Geschäfte fort – wir fischen, verkaufen in unseren Läden Öl und Leinen – führen ein durchgetaktetes Leben, während über uns ein großer Hammer darauf wartet, auf uns niederzusausen.\n\nDas ist die glorreiche "Kompanie vom Webermoor"! Fischschuppen und -innereien werden uns nur dürftig vor den Gefahren dieser Insel schützen.

Eine gefährliche Ruhe

"Wenn wir ihnen nichts tun, werden sie uns auch nichts tun", ist das Gebet der Narren in den Forts. Sie verschließen die Augen vor den verwaisten Häusern im Moor und konzentrieren sich auf die Leichtigkeit des Lebens auf der Halbinsel, als wäre das Moor nicht nur einen Steinwurf entfernt. Andere Gebete sind noch dümmer: "Die Hexe lebte hier schon seit Urzeiten", sagen sie, "und sie hat überlebt". Aber wenn ich diese Narren bitte, eine Karte zu ihren Häusern zu zeichnen, und ihnen sage, wie etwas oder jemand sie finden oder gar angreifen könnte, verstummen sie und wenden sich wieder ihren Bechern zu.\n\nWenn wir uns nicht selber helfen, müssen wir andere finden, die dies tun. Ich habe Geschichten von einer Union von Königinnenhafen gehört, einem Bündnis mehrerer Kompanien zum Schutz der Insel. Es dürfte zwar schwer werden, die Moorbewohner zu überzeugen, eine Regierung oder Armee willkommen zu heißen, aber ich fürchte, wenn wir darauf warten, uns von den Verderbten eines Besseren belehren zu lassen, wird kaum noch etwas übrig sein, das zu beschützen sich lohnen würde.

Unwissenheit bringt keinen Trost

Im Moor-Außenposten war ein Offizier aus Königinnenhafen. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um seine Überzeugung auf die Probe zu stellen, wenn auch auf zyklische Art und Weise. Er gab mir ehrliche Antwort und widersprach mir sogar, als ich behauptete, die Verderbten aus dem Moor würden uns keine großen Probleme bereiten.\n\n"Ich will zwar anderen nicht in ihr Leben reinreden, aber die Verderbten lassen niemanden am Leben – sie jagen die Lebenden und fallen wie Heuschrecken über sie her. Wo einer ist, da sind auch andere. Aus diesem Grund haben wir uns zu der Union von Königinnenhafen zusammengeschlossen."\n\nIch fragte, ob Königinnenhafen sich vielleicht dazu "herablassen" würde, den einfachen Moorbewohnern zu helfen. Da wurde er noch ernster. "Wir müssen einander helfen. Selbst wenn ich nicht der Union von Königinnenhafen angehören würde, ist dies die Pflicht jeder lebendigen Seele auf Aeternum. Die Insel ist zwar ein Geschenk, aber das bedeutet nicht, dass wir nicht um sie kämpfen müssen."\n\nDer Name des Mannes war Rutherford. Ich bat ihn, mit der Weberkompanie zu reden und er willigte ein. Ob es etwas bringen wird, weiß ich nicht.

Ein Hilfsangebot

Rutherfords Ersuchen stieß auf taube Ohren. Wie erwartet, wollte die Weberkompanie – oder vielmehr deren betrunkene Vertreter – keinen Ärger mit den Verderbten vom Zaun brechen. "Was würde es uns nützen, sie zu bekämpfen? Sie tun uns nichts, wenn wir sie in Ruhe lassen."\n\n"Habt ihr einen Bruder ... eine Schwester ... eine Mutter oder eine Ehefrau unter den Verderbten gesehen?" Fragte Rutherford. Er war zwar ganz ruhig, aber sein Tonfall war bei "Ehefrau" am schärfsten. "Ich schon. Ich bin sicher, dass ihr selbst im Webermoor Landsleute gesehen habt, die nun gebeugt mit verschrumpelter Haut und einem teuflischen Funkeln in den Augen umherlaufen." Da verfielen viele Vertreter in Schweigen – einer jedoch wurde wütend. "Na und? Sie waren schwach – das bisschen Glauben, das sie hatten, hat sie im Stich gelassen."\n\n"Nein", antwortete Rutherford ruhig. "Ihr habt das."

Nichts aus Königinnenhafen

Das erboste, nutzlose Gerede dauerte an. Die Vertreter wollten nichts mit Königinnenhafen zu tun haben, ihre Argumente entbehrten allerdings jedweder Vernunft. Jedes Hilfsangebot, jedes ruhige Wort wurde beiseite gewischt oder mit Zorn beantwortet.\n\n"Und was kostet die Hilfe von deinem Königinnenhafen?" wollten die Vertreter von Rutherford wissen. "Einen Zehnt? Steuern? Alles, weswegen wir das Festland verlassen haben?!"\n\n"Ja, es gibt eine Steuer für die Instandhaltung der Straßen, zur Handelshilfe ... und für die gegenseitige Unterstützung. Aber vor allem entbiete ich euch unsere Schwerter, unsere Gewehre und unsere Freundschaft. So hält man sich die Verderbten vom Leib."\n\n"Denkst du etwa, wir können uns nicht selbst beschützen?", zweifelten die Vertreter.\n\n"Nein, eine Kompanie alleine schafft das nicht", antwortete Rutherford. "Nicht einmal unsere. Und darum bin ich jetzt hier. Ihr bittet nicht uns um Hilfe, wir bitten euch um Hilfe."

Logbuch der Weberkompanie Kapitel - NWGuide Datenbank

Bilder

Kommentare