Ich suche oft Trost in der kleinen Kapelle hier. Dort ist es so friedlich und ruhig, dass meine Gedanken nicht gestört werden. Ich weiß, dass die Diener (die verbliebenen) glauben, ich komme zum Beten und das tue ich auch … Aber eigentlich komme ich nur, um meinen Gedanken nachzuhängen, sie nacheinander durchzugehen, um alles zu verstehen.\n\nHier hatten wir den Gottesdienst für meine Brüder abgehalten, nachdem sie im vorigen Jahr auf See gestorben waren, und vor nicht einmal einem Monat auch den für meine Eltern. Ich schätze, selbst diese abgespeckten Gottesdienste haben die Familie die letzten Geldmittel gekostet, die sich seit unseren zahlreichen Rückschlagen nicht mehr erholt haben. Vater hatte bei vielen Kompanien Schulden, wie sich herausstellte und war für seine Unternehmungen hohe Risiken eingegangen ... und nun gehen diese Schulden auf mich über. Ich wünschte, ich hätte mit ihm und meinen Brüdern tauschen können – nicht, was das Sterben betrifft, sondern zur See zu fahren und weit von hier fort zu sein.\n\nNun fühle ich mich einfach nur älter, als ich eigentlich bin. Es liegt nicht an der Trauer, sondern einfach daran, dass ich nicht weiß, wohin ich nun gehen und was ich nun tun soll – beziehungsweise, was ich tun kann. Ein Leben ist zu kurz, um alles zu tun, was ich gerne tun würde – oder vorher tun wollte, und meine Familie hat ihren Status durch vergebliche Mühen verloren.\n\nAber in dieser einfachen Kirche komme ich zur Ruhe und finde Trost.\n\nIsabella

Diese Seite ist ganz vergilbt.

Trost

Der örtliche Priester hat mich heute Morgen angesprochen, als ich in der Kirche saß. Ich habe ihm erzählt, was ich denke, und er hat mit Bibelzitaten geantwortet. Ich hatte zuvor zwar kaum mit ihm gesprochen, aber die Unterhaltung viel mir leicht. Ich erzählte ihm von meiner Einsamkeit – der Angst vor den Schulden. Und neben dem drohenden Unglück war da auch noch das Alter, mit dem ich mich auseinandersetzen musste. Die See hat meine Brüder zu sich geholt, aber meine Eltern … Sie hätten noch viele weitere Jahre verdient gehabt. Ich erzählte dem Priester, dass mein Vater oft recht leidenschaftlich vom Jungbrunnen geredet hat, der ihm seine Jugend zurückbringen und ihm genug Jahre schenken sollte, um sich von der Drangsal des Lebens zu erholen.\n\nDer Priester schwieg zuerst und sagte dann, fast entschuldigend, dass uns dieses Leben mit einer bestimmten Anzahl an Jahren geschenkt werde ... weil mehr es seiner Schönheit berauben könnten. Der Wunsch, sein Leben zu verlängern – dies schien ihn sehr zu quälen –, wurde von der Kirche als Beleidigung und sogar Ketzerei betrachtet. Es klang so, als hätte er Ketzer schon davon reden hören, was meine Neugier weckte. Als ich nachbohrte, protestierte er, ich hätte ihn falsch verstanden. Jeder, der davon rede, geschweige denn behaupte, einen Beweis für diesen Unsinn zu haben, würde im Kerker landen, damit sein Wahnsinn nicht andere anstecken konnte.\n\nEr kennt so jemanden, da bin ich mir ganz sicher. Ich werde dem nachgehen.\n\nIsabella

Gerüchte

Der Ketzer führt unsere kleine Gruppe jetzt, die nur aus den Vertrauenswürdigsten meiner Mannschaft besteht. Ich darf keine Kraft mehr auf Keyes und ihre Verräter von der San Cristóbal verschwenden – ich muss die versprochene Stärke finden und sie sichern, dann werden die Verräter unter ihrer und meiner Besatzung zur Verantwortung gezogen.\n\nDer Ketzer hat uns zu einer großen Schlucht in der Erde geführt, die von der alten Straße durch eine alte Brücke überspannt wird. Ich weiß nicht, wer sie gebaut hat, und der Ketzer antwortet nicht. Ich glaube, er weiß es, will aber nichts sagen, weil er es für unwichtig hält.\n\nIch frage ihn, wohin er uns führt und ob er wirklich weiß, wo sich der Jungbrunnen befindet. Er nickt einfach und bittet um meine Geduld. Die Straße ist noch lang, und wir haben einen weiten Weg zurückzulegen. Ich weiß nicht, ob unsere Vorräte reichen werden. Dem Ketzer ist das anscheinend egal ... er scheint weder Hunger noch Durst zu verspüren.\n\nIn den Augenwinkeln sehe ich häufig etwas Rotes ... blutrote Schatten streifen die Gesichter meiner Männer wie die Farben der Abenddämmerung, allerdings am hellichten Tag ... und sogar im Schein des Lagerfeuers. Unsere Seelen sind besudelt. Oder gereinigt.\n\nIsabella

Diese Seite ist alt und ausgeblichen.

Die Brücke

Einer meiner Männer ist in die Schlucht gefallen und wurde vom Eis und Nebel in der Tiefe verschluckt. Vielleicht kann er uns einholen ... aber unsere Spuren sind wahrscheinlich schwer zu finden.\n\nWir dürfen keine Zeit damit verschwenden, nach ihm zu suchen oder auf ihn zu warten. Wir gehen einfach weiter – niemand fragt, ob wir etwas unternehmen.\n\nIch muss daran denken, dass die Hände des Ketzers gefesselt bleiben. Manchmal glaube ich, ihn mit lauter Stimme zu ermahnen. Obwohl der Wind meine Worte verschluckt, scheint er mich trotzdem zu hören, und er nickt, als wolle er damit sagen: "Ja, Ihr habt den Schlüssel zu meinem Schicksal."\n\nIsabella

Die Schlucht

Jetzt weiß ich, dass der Ketzer schon mal hier war ... aber nicht allein. Es gibt eine Straße, Bauwerke und Anzeichen dafür, dass vor langer Zeit viele Menschen diesen Weg gegangen sind. Viele haben diese Pilgerreise unternommen – der Ketzer ist nur einer von ihnen. Oder ... ich muss lachen ... vielleicht hat er Tausende, einen nach den anderen, zum Brunnen und seinen Wundern geführt.\n\nWährend ich lache, bemerke ich, dass er auch lacht ... mit dunklen, roten Augen. Man könnte fast denken, er weiß, an was ich denke.\n\nEin weiterer unserer Männer ist gestorben. Er ist morgens nicht mehr aufgewacht. Sein Genick war gebrochen, als hätte sich etwas darum gewickelt und zusammengezogen. Falls ich Blut an den Fesseln des Ketzers gesehen habe, erinnere ich mich nicht mehr daran. Wir brauchen ihn jetzt, sonst sind wir für immer in dieser Frosthölle gefangen. Er weist uns nicht nur den Weg ... er führt uns auch an.\n\nIsabella

Die Pilgerreise

Wir haben einen großen Gewölbebogen in einer Wand erreicht, ein Bauwerk, das noch größer als die Brücke ist. Vor uns liegt der große Berg. Der Ketzer ... es erscheint mir seltsam, ihn noch so zu bezeichnen ... ob all der Wahrheit, die er uns gezeigt hat ... uns verspricht ... mir verspricht, denn sonst ist niemand mehr übrig – wir haben alle auf dem Weg, der hinter uns liegt, verloren. Einst hatten wir drei Schiffe und das Versprechen auf eine neue Welt – und all ihre Wunder.\n\nSie stehen nur mir zu. Glück wiederhergestellt. Jugend wiederhergestellt. Der Ketzer sagt, dass wir ganz in der Nähe sind. Nur noch bis zum Fuß des Berges, dann sind wir da. Ich frage ihn, was wir dort vorfinden werden. Er sagt, eine solche Macht, dass selbst Aeternum ... und sogar die Krone des Berges ... in den Grundfesten erschüttert werden ... und dass alle, die das Ufer und die Insel erreichen, diese Macht spüren werden.\n\nIch weiß nicht, wo die anderen geblieben sind. Nur noch wir beide sind übrig. Und das, was vor uns liegt.\n\nIsabella

Der Gewölbebogen

Wir sind jetzt ganz nah ... ich spüre die Kälte nicht mehr. Der Ketzer hat mich gefragt, warum ich so langsam bin, und ich habe ihm gesagt, dass ... es ist so lange her ... ich würde einfach gerne einen Moment Pause machen. Anhalten und beten, dass dieser Weg der richtige war.\n\nBeten kommt mir seltsam vor. Es ruft Erinnerungen hervor. An eine einfache Steinkirche ... unter einem schützenden Blätterdach. An einem Ort, der einst mein Zuhause war.\n\nDer Ketzer scheint sich ebenfalls daran zu erinnern, denn er lacht. Der Ketzer … Das ist nicht sein wirklicher Name. Früher war er sicher Priester … Aber er hat die Wahrheit gesagt. Nur noch ein kleines Stück, sagt er. "Komm, Isabella." Aber ich höre seine Stimme nicht.

Der Berg

Ich sage ihm, dass er stehenbleiben muss. Ich muss meine Gedanken ordnen. Da sind so viele – könnte ich doch nur eine Pause machen und beten ... wieder Stille erfahren. Der Ketzer ... der Priester ... geht jetzt aufrecht. Ich gehe gebeugt, wie er zuvor, als würde mein Körper mich zum Gebet zwingen.\n\n"Nun denn, Isabella", sagt er, "hier darfst du beten. Bete am Fuße des Berges. Aber der kahle Boden wird wohl kaum ausreichen."\n\nBei diesen Worten fühle ich mich verloren. Ich habe nicht gemerkt, dass ich unbedingt eine Pause brauche. Dass ich unbedingt die Stille brauche, das Gefühl, von Wänden umgeben zu sein. Das Ende des Knirschens von Schiefer und Eis unter meinen Füßen. Und jetzt sehe ich ... Knochen.\n\n"Du musst eine Kirche errichten", sagt er. "Sie muss nichts Großartiges sein ... sie muss nur in deinen Augen heilig sein. Dort kannst du beten und die Wahrheit über das erfahren, wonach du suchst."\n\nMeine Hand ergreift bereits den ersten Stein. "Das wird der erste Stein der Kirchenmauer sein." Hier gibt es viele Steine, die ich einen nach dem anderen aufschichten kann.\n\nDer Ketzer hilft mir nicht. Jetzt erkenne ich, dass er zusieht, weil seine Hände gefesselt sind. Ich sollte ihn befreien. Er ist nicht mein Gefangener. Vielleicht ein Prophet. Vielleicht mehr.\n\nEr sagt, wenn der letzte Stein an Ort und Stelle ist, wird sich mir der Weg zum Brunnen eröffnen. Du wirst spüren, dass dich ganz Aeternum durchströmt.\n\nDu wirst für alle Zeiten hier leben, Isabella.\n\nAber wenn er meinen Namen ausspricht, geschieht dies in einer Sprache, die ich nicht kenne. Er klingt wie eine Segnung. Oder vielleicht ... wie ein Abschied. Aber er geht nicht weg. Dann muss es eine Segnung sein. Es muss ...

Die Kirche

Comfort #1

Rumors #2

The Bridge #3

The Cleave #4

The Pilgrimage #5

The Arch #6

The Mountain #7

The Church #8

Ein wunderschönes und geheimnisvolles Land, in dem die Kräfte von Leben und Tod einen ewigen Kampf führen.

Das Kapitänslogbuch Kapitel - NWGuide Datenbank

Karte

Bilder

Kommentare