Nach vielen Turbulenzen haben Elizabeth und ich den Sturm überstanden. Dieser heimtückischen Naturgewalt ist der Rest unserer Truppe anheimgefallen ... Alcott, Bancroft und Blythe weilen nicht mehr unter uns. Aber die Vorstellung muss weitergehen! Elizabeth und ich müssen uns einfach eine neue Truppe suchen. Ein neues Publikum erwartet uns – und mithilfe der Macht des Theaters werden wir ihre Herzen und ihren Verstand bereichern!\n\n– William Eastburn

Der Sturm

Heute früh ist ein Wunder geschehen! Alcott, Bancroft und Blythe, die vor nicht einmal einer Woche gegen die Felsen geschleudert und zermalmt wurden, sind unversehrt zu uns zurückgekehrt! Ich sah sie mit eigenen Augen auf den Steinnadeln umherlaufen und nun sind sie hier ... auferstanden aus dem Grab, um zu uns zurückzukehren. Sie wirken zwar noch etwas mitgenommen, sind aber froh wieder am Leben zu sein.\n\nKann man auf dieser Insel nicht sterben? Wie brillant, wie verrückt! Man stelle sich nur vor, wie wir unsere Vorstellungen damit noch realistischer gestalten könnten ... Zu sehen, wie Julia vom Messer durchbohrt wird, wie Hamlet mit dem Schwert erschlagen wird! Das muss ich der Truppe sofort erzählen. Ich werde der größte Schauspieler werden, den die Welt je gesehen hat!\n\n– William Eastburn

Hamlet

Die Proben für unsere Vorstellung haben begonnen, die Truppe ist allerdings weniger eifrig bei der Sache als ich. Sie sind die Szenen schon ein Dutzend Mal durchgegangen, reden aber immer nur von ihren "Schmerzen". Selbst meine liebe Muse Elizabeth bittet mich, Blythes Enthauptungsszene zu streichen – den absoluten HÖHEPUNKT! Ich ertrage das Gejammer nicht mehr!\n\nWir haben in einem Gasthof in Schluchtpunkt Unterschlupf gesucht. Hier wimmelt es nur so von Gaunern und Dieben, aber als sie von unserem Stück hörten, waren sie hellauf begeistert! Wenn doch Alcott und Bancroft meine Arbeit nur genauso gut verstehen würden wie sie ...\n\nDiese verfluchten Trottel! Respektieren sie mich zu wenig, um ihr Bestes zu geben? Ein wahrer Künstler muss bereit sein, für seine Kunst auch zu leiden! Und das habe ich zur Genüge durch all ihr Gejammere. Wenn Gott mich bestrafen will, dann sei es so. Die Proben werden wie geplant fortgeführt.\n\n– William Eastburn

Proben

Selbst bei der letzten Kostümprobe haben diese launischen Maden kaum Einsatz gezeigt! Alcott und Bancroft machen ihre Sache zwar gut, aber ich muss sie nachts anketten, damit sie nicht weglaufen. Und dann fängt Blythe jetzt auch noch an, zu lallen – und letzte Nacht hat sie versucht, mich zu enthaupten!\n\nIch habe Blythe erst einmal eingesperrt, da sie so eindeutig nicht auftreten kann. Damit ihre Aggressivität nicht auf die anderen überspringt, habe ich sie weit weg von den anderen eingesperrt. Zu meiner Enttäuschung war Elizabeth ganz bestürzt, als ich ihr eröffnete, dass sie ihre Rolle übernehmen solle – aber die Vorstellung muss weitergehen! Sie ist bisher noch nicht gestorben und dadurch wird ihre Enthauptung noch einmal an Kraft gewinnen ... Welch Freude! Das wird ein Schauspiel! Ganz Schluchtpunkt wird in Ehrfurcht vor meiner Genialität erstarren!\n\n– William Eastburn

Die Vorstellung muss weitergehen

Ich dachte, ich hätte das Wesen dieser Insel verstanden. Aber wie Ikarus vor mir, bin ich der Sonnen zu nahe gekommen.\n\nElizabeth hat ihre Rolle perfekt gespielt. Jede Zeile steckte voller Gefühl ... aber als die Enthauptung anstand, zauderte sie. Sie weinte und flehte, aber ich ließ Bancroft in meiner ungestümen Torheit die Axt herunterfallen lassen. Als sie zu Staub zerfiel, kehrte sie nicht zurück ... Stattdessen erstrahlte sie mit einer Energie, wie ich sie nie zuvor gesehen habe. Vom Himmel herab schrie sie, was für ein schrecklicher Mensch ich sei und dass sie mich bis in alle Ewigkeit verfolgen werde. Dann verschwand meine geliebte Muse.\n\nAlcott und Bancroft haben mich verlassen, sie nutzten die Gelegenheit zur Flucht, als ich auf der Bühne trauerte. Blythe verwest nun langsam und ich fürchte, dass sie ihre Ketten jederzeit sprengen könnte.\n\nJede Nacht werde ich von Träumen von Elizabeth heimgesucht, die sich über mein Bett beugt, um mich für meine Verfehlungen zu bestrafen. Sobald die Sonne untergeht, höre ich ihre Stimme über die Mauern schallen. Ich möchte nur noch sterben, aber der Tod kommt einfach nicht. Bei jedem meiner Selbstmordversuche steigt etwas Böses in mir auf ...\n\nAch, was war ich doch nur für ein Tor! Was für ein überheblicher, eitler, verfluchter, unerträglicher Tor. Ich wusste von ihren Schmerzen, aber sie waren mir egal. Diese Insel ist verflucht! Verflucht sei das Schicksal, das mich hierher geführt hat!\n\nHätte ich doch bloß Mitleid mit ihnen gehabt. Hätte ich mich doch bloß um sie geschert.\n\n– William Eastburn

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