Täglich treffen neue Nachrichten aus dem Norden ein und keine davon weckt Hoffnungen oder lässt auf den Sieg schließen. Die Verderbten scharen sich dort in großer Zahl zusammen und wo einst einmal im Jahr nur kleine Grüppchen waren, schwärmen sie nun fast zu jeder Jahreszeit aus der Schlucht hervor. Vor zwei Tagen kamen Gerüchte über den Fall der Großen Brücke auf.\n\nWir können diese Bestien nicht bekämpfen, wenn wir sie nicht verstehen – und ich glaube, das Geheimnis, um diese böse Flut zu stoppen, liegt in der Heilung der roten Krankheit, von der sie befallen sind.\n\n– M. Havelock, Erzminister

Aeternums Schicksal

Genevieve und sogar der kleine Simon haben mich in meinen Anstrengungen immer unterstützt – vielleicht sogar noch mehr, seitdem ich vorschlug, aus der sich entwickelnden Siedlung fortzuziehen, um nicht ins Kreuzfeuer sich bekriegender Kompanien zu geraten.\n\nIch erwähnte eine Insel inmitten des Lichtholzsees, wo wir vielleicht von den auf der restlichen Insel wachsenden Unruhen verschont bleiben ... das schien die beiden sehr zu erleichtern. Sie haben die Gerüchte aus dem Norden vernommen und ich glaube, sie hegen die gleichen Ängste wie ich und möchten möglichst weit vor den bevorstehenden Schwierigkeiten davonlaufen.\n\nIch habe ihnen aber nicht von dem Brief und meinem Angebot erzählt, die ich geschickt habe – sollte es nicht angenommen werden, werde ich einen anderen Weg finden. Ich will doch nur meine Familie schützen – und ein Heilmittel für diese Krankheit finden, die alle befällt, die nach Aeternum kommen!\n\n– M. Havelock, Erzminister

Für die Familie und Aeternum

Die Insel ist wunderschön – der Anblick unseres Reiseziels hat die meisten Zweifel meiner Familie an der Weisheit unseres Umzugs zerschlagen. Ich habe weder etwas von den Käfigen erzählt, die bald auf die Insel gebracht werden, noch von meiner Ausrüstung. Die Käfige waren für die Siedlung wohl keine große Hilfe – sogar Kriminelle werden für den Krieg im Norden einberufen, wenn die Gerüchte stimmen.\n\nIch habe gegenüber Genevieve nichts von den Verderbten erwähnt, genauso wenig wie über ihre mutmaßlichen Vettern: die Hutzeligen. Wir werden sehen, ob es zwischen ihnen eine Verbindung gibt und, falls dem so ist, sie auf die Probe stellen!\n\n– M. Havelock, Erzminister

Der Lichtholzsee

Genevieve war genauso überrascht wie ich, als plötzlich eine Frau vor der Tür stand – sie war eine Kapitänin (a. D.), die einen Brief dabei hatte, laut dem sie auf Bitte des Magistrats hier war und mich unterstützen sollte. Sie hieß Madelaine (Maddie) und sie bestand darauf, dass ich sie nicht als Kapitänin anreden dürfe, da sie diesen Titel mit ihrer Ankunft auf Aeternum nicht mehr verdient habe – ebenso wie die Mannschaft, die sie verloren hatte.\n\nGenevieve war erst misstrauisch und dann sauer und stellte viele Fragen – von Maddies Anwesenheit, bis zur alchemischen Ausrüstung und vor allem zu den Käfigen, die ihr große Angst machten. Was für Bestien sollten darin eingesperrt werden, wollte sie wissen.\n\nNicht eingesperrt, sondern GERETTET, lautete meine Antwort. Während ich mich noch an einer Erklärung versuchte, stand sie plötzlich auf und ging. Mir war klar, dass die Unterhaltung damit beendet war.\n\nIch werde heute Nacht wohl gezwungenermaßen in der Werkstatt schlafen müssen.\n\n– M. Havelock, Erzminister

Eine Antwort

Maddie beginnt heute mit der Jagd – wie vermutet, gibt es um den See herum viele Hutzelige aus den ehemals daran angrenzenden Siedlungen.\n\nIch habe meiner Familie noch nichts davon erzählt – sie brauchen nicht zu wissen, was den Siedlern widerfahren ist. Es reicht, wenn sie wissen, dass sie auf der Insel bleiben müssen und sich nicht zu weit vom Haus entfernen dürfen.\n\n– M. Havelock, Erzminister

Unsere Forschungsarbeit beginnt

Ich hatte einen kleinen Durchbruch, den ich größtenteils Kapitänin Madelaine – Maddie – zu verdanken habe. Sie lässt sich bei ihrer Jagd auf die Hutzeligen durch nichts abbringen – vermutlich hat das etwas mit ihrem Verlust zu tun, da sie nur das Geld annimmt, das sie gerade so zum Überleben braucht. Sie ist unermüdlich und meine Käfige sind für meine Experimente stets gut gefüllt.\n\nMeine Familie will mich weder zum Essen noch zum Schlafen sehen – ich übernachte momentan in der Werkstatt. Aber die Alchemie funktioniert – die Wächter (jene, die freiwillig als Probanden dienen) haben berichtet, dass sie nach der Einnahme meiner neuesten Mixtur nicht mehr wie sonst von der Verderbnis befallen werden und sie mit vollen Kräften nach Norden reisen können! Ich habe das Rezept an den Magistrat weitergeleitet und verwahre es auch hier vor Ort.\n\nAber ich darf mich auf diesem Erfolg nicht ausruhen – ich muss meine Forschungsarbeit fortsetzen. Ein Teilsieg ist nicht genug – die Formel verlangsamt den Befall nur und heilt ihn nicht. Wir müssen die Krankheit komplett besiegen! Und ich werde derjenige sein, der das bewerkstelligt.\n\n– M. Havelock, Erzminister

Ein mäßiger Erfolg

Die "Kapitänin" – Maddie – ist heute mit leeren Händen zurückgekehrt. Sie störte mich bei meiner Arbeit in der Werkstatt und als ich sah, dass keine neuen Hutzeligen in den Käfigen waren, fragte ich ziemlich streng nach, was der Grund für ihre Störung sei.\n\nSie sagte, sie habe sich mit meiner Frau unterhalten, Simons Blick gesehen und teile nun ihre Meinung. Sie sagte, sie weigere sich, weitere Hutzelige für meine "Experimente" zu fangen – und dann besaß sie tatsächlich die FRECHHEIT, mir eine Standpauke zu halten, MIR, dass ich mich zu sehr auf die Verderbten konzentriere und dass meine Versuche mir den gesunden Menschenverstand geraubt hätten und nur zu meinem Leid und dem meiner Familie führten (was mich ziemlich wütend machte).\n\nDaraufhin sagte ich ihr, dass ich ihre Dienste nicht länger benötigen würde. Und wenn sie denken würde, meine Arbeit sei getan, dann sei ihre es auch. Und es gebe keinen Grund, noch einmal ein Wort miteinander zu wechseln. Sie ging wortlos – gut, dass ich sie los bin.\n\n– M. H.

Kapitänin Madelaines Entlassung

Nachdem ich Maddie so hastig entlassen hatte, fiel mir wieder ein, dass meine Käfige nun leer sind.\n\nIch brauche noch ein, zwei weitere Exemplare. Aber das ist kein Problem. Ich habe Maddie genau bei ihrer Arbeit beobachtet und dürfte genug gelernt haben, um selbst welche zu fangen. Die Hutzeligen unterscheiden sich kaum von Tieren – kranken Tieren zwar, aber eben Tieren.\n\nIch weiß, wo ich welche finde. Die Dämmerung naht zwar schon, aber ich werde sofort aufbrechen.\n\n– M. H.

Leere Käfige

Es war zwar äußerst knapp, aber nun stecken zwei weitere Gefangene in den Käfigen – wobei die beiden eigenartig sind, denn diese Hutzeligen tragen die Zeichen der Siedlung im Süden – waren es einmal Siedler von dort? Sie haben einen seltsam verwesten Geruch an sich ... kränklich süß, ähnlich wie der einer Leiche gemischt mit Blumenduft.\n\nIch frage mich, warum sie solch einen weiten Weg zurückgelegt haben – wenn die Verderbnis schon so weit nach Süden gelangt ist, sind meine Anstrengungen umso wichtiger. Mir fällt auf, dass diese Hutzeligen vehementer wieder in ihre alten Behausungen zurückkehren möchten; sie schlagen mit ungewöhnlicher Kraft gegen die Gitterstäbe.\n\nDas werde ich aber zu verhindern wissen – ich werde ihnen lediglich die Gnade meines Skalpells erweisen und die Erlösung durch meine Heilmittel. Sollten sie dabei sterben, wie die anderen vor ihnen, dann werde ich sie nach ihrer Auferstehung noch einmal untersuchen!\n\nFrisch ans Werk!\n\n– M. H.

Erfolg!

Ich habe bis tief in die Nacht hinein gearbeitet – und wurde von Schreien geweckt. Ich habe einen Fehler begangen ... und meine Familie musste ihn büßen.\n\nDie beiden von mir gefangenen Hutzeligen sind auf dem Tisch gestorben. Aber ... und ich erkenne meinen Fehler nun ... als ich den zweiten Hutzeligen aus dem Käfig holte, vergaß ich, ihn wieder zuzuschließen – und als sie Stunden später wiederauferstanden, konnten sie hinaus.\n\nDann stießen sie auf Genevieve. Und auf Simon.\n\nDie erste Bestie schlich immer noch um das Haus herum – ich sah rot. Ich schlug ihr ein Beil in den Schädel und sie zerfiel zu Asche. Kurz darauf war die zweite dran ... aber als ihre Leichen sich auflösten, waren die meiner Frau und meines Sohnes ... noch da.

Ich wurde auf die Probe gestellt

Ich habe sie heute Morgen begraben.\n\nIch vergaß, mich von ihnen zu verabschieden, werde es aber wohl auch nicht mehr tun – wir haben nicht mehr miteinander geredet, als sie noch am Leben waren, daher besteht auch kein Grund, damit wieder anzufangen, jetzt da sie tot sind. Ich glaube, sie wollten weg von der Insel und diesen Ort verlassen ... mich verlassen ... so dringend, dass die Insel ihren Wunsch erhörte und sie nun schlafen lässt.\n\nDanach ... kehrte ich hierher zurück, um meine noch frischen Erinnerungen an sie niederzuschreiben.\n\nJa, ich habe sie im Stich gelassen. Aber ich habe sie nicht umgebracht und ich werde die anderen nicht im Stich lassen. Die Verderbten werden keine weitere Familie mehr töten. Was wir auf dieser Insel suchten, soll nicht mit ihnen verlorengehen.\n\nDiese Tragödie hat meinen Eifer nur gestärkt. Ich werde alle Hutzeligen unter das Messer bringen, sie mit jeder Formel behandeln und ihre Krankheit heilen. Dann wird endlich Frieden auf der Insel einkehren. Dann werde ich endlich meinen Frieden finden.\n\n– M. H.

Das Begräbnis

Die letzten paar Besucher – berichteten mir von den Problemen im Norden. Dass die Schlucht jetzt, abgesehen von einigen verstreuten Außenposten, nahezu verlassen ist. Als ich darauf bestand, dass sie meine Forschungsergebnisse entgegennehmen sollten, schauten sie mich an, als wäre ich verrückt. Die Insel sei zerrissen, erzählten sie, und die Siedler gingen einander wegen des Azoths an die Gurgel.\n\nDie Tage verschwimmen. Die Hutzeligen scheinen mich zwar zu bemerken, laufen aber nicht davon – als gehöre dies eben zum Alltag. Manchmal scheinen sie mich sogar zu begrüßen – wie einen Vertrauten, ein Familienmitglied.\n\n– M. H.

Verlassen

Ein Durchbruch – und ich bin der Einzige, der davon weiß.\n\nDie neueste Formel funktioniert, da bin ich ganz sicher. Aber ohne Probanden bleibt nur einer, um ihre Wirkung zu erproben – Ich.\n\nWenn es so sein muss, dann soll es so sein.\n\nIch schreibe jetzt über meine Symptome, auch wenn ich das Gefühl habe, dass es sinnlos ist. Ich werde zwar nicht der Verderbnis anheim fallen, aber ich begehe dadurch Selbstmord, das spüre ich. Mein Blut scheint in bisher unbekannte Regionen meines Körpers zu strömen und ich spüre, wie die Blutgefäße platzen – und ich kann im See sehen, dass meine Augen bluten, wobei ich keine Ahnung habe, wie ich an dessen Ufer gelangt bin ... oder bilde ich mir das alles nur ein?\n\nIch werde nicht aufgeben. Das ist meine Heimat. Hier ist meine Familie gestorben. Ich werde hier NICHT mit ihnen sterben.\n\nMeine Arbeit wird weiterleben. Ich werde weiterleben.

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