Am siebten Tag, an dem in Folge Schnee fiel, klopfte es leise an meiner Tür. Ich atmete tief durch, aus Angst, es wäre dieser schweinsgesichtige Leutnant Hadar, um mich in die Hölle zurück zu verfrachten, aus der ich geflohen war.\n\nAber es war eine Frau mit rabenschwarzem Haar, das bis zu ihrer winzigen Taille ging. Ihre Haut war weiß wie Schnee. Sie hatte nur Pantoffeln an und war in feines, weißes Leinen gehüllt. Aber ich fasste sie nicht an, nicht an diesem Tage, das schwöre ich auf kaltes Eisen.

Siebter verschneiter Tag in Folge

Eintrag 1

Zwölf Tage und nur zwei mager Wörtchen. "Du Schlüssel." Was für einen Schlüssel? Aber sie lächelt nur schwach, als müsste ich es wissen. Sie muss irgendeine ausgerissene Prinzessin sein! Wie sie mich anschaut, als wäre ich etwas Besonderes. \n\nSie mag kein Feuer. Sie starrt es an, als wäre es das qualmende Tor zur Hölle. Aber Wasser. Sie trinkt unablässig, als würde ein dreckiger Becher mit geschmolzenem Schnee schmecken wie Pferdebraten.

Zwölfter verschneiter Tag in Folge

Eintrag 2

Ich habe geträumt. Sie liegt auf mir wie eine kühle Decke. Aber mir fällt das Atmen immer schwerer, bis ich mich weder bewegen noch um Gnade flehen kann. Als ich aufwache, liegt sie einfach in der Ecke. Diese Träume zermürben mich.\n\nMorgen fahre ich mit dem Wagen in die Stadt. Sie isst nichts, was ich ihr vorsetze. Aber sie beschwert sich nicht. Daran erkennt man königliches Blut. Die klopfen nicht mit dem Messer auf den Tisch, wenn sie Hunger haben, sondern warten geduldig auf die Schweinshaxen.

Ich habe geträumt

Eintrag 3

Wer ist dieser Junge? Ich kann mich an keinen Jungen erinnern. Ich weiß nur noch, dass die Frau immer noch in meiner Hütte war und irgendwie besser aussah, die Wangen so rosa wie blutiges Fleisch, als ich aus der Stadt zurückkam.\n\nDann schrie ich auf, als ich dem Jungen in die Augen sah. Leere Löcher, schartig wie eine Messerklinge. Als ich ihm die Augen verdecken wollte, fiel sie mir in die Hand. Kalt und stark, als bestünde sie aus Stahl. Ich schmiss den Jungen in einen Wolfsfellteppich. Rollte ihn in den Sturm hinaus, und das war es.

Ein Junge

Eintrag 4

Wir haben geheiratet! Wir schrien unsere Treueschwüre in den Wind hinaus, nicht wahr? Zumindest ich tat das und auch du hast ihn gesprochen, ohne auch nur ein Wort zu viel mit deinen fahlen Lippen zu formen. Und dann küsste ich deinen eiskalten Mund, doch in mir brannte genug Feuer, um dich zu wärmen. Hier auf diesem Berg mit Blick auf das blaue Eismeer. Ich schlüpfte aus meinen Pelzen und rannte nackt herum und der Schnee war mir egal.\n\nLetzte Nacht hast du mich zu Bett gerufen. Es klang wie das Flüstern der Toten. Und ich antwortete auf deinen Ruf, viele Male tat ich das.

Verheiratet

Eintrag 5

Wie konnte ich das nur vergessen? Sie hatte den Jungen ausgewählt wie ein hübsches Lamm auf dem Markt, aber ich brachte ihn heim. Meine Geldversprechen waren nicht vonnöten, so wie er sie mit seinen Blicken verschlang. \n\nAlso stach ich dem Mistkerl die Augen aus, während er schreiend um sich trat. Und sie schaute zu und wartete.

Beichte

Eintrag 6

Sie hatte die Tür offen gelassen, als wollte sie, dass ich es sehe. Es war die dritte Mondstunde und sie beugte sich über das ausgehobene Grab. Der Mund war voller Zähne aus Eiszapfen, die vom Blut geschwärzt waren. Er kaute auf seinen Fingernägeln herum. \n\nUnd da fiel es mir wieder ein. Was geschehen war, nachdem ich ihn umgebracht hatte.\n\nAls er aufhörte, um sich zu treten. Von unten herauf stieg ein Licht seinen Hals hinauf. Sie schubste mich zur Seite und küsste ihm auf den Mund. Nahm tiefe Schlucke aus seiner Seele. Und in mir tobte nur Wut. Aber nun höre ich sie lachen wie knackende Fingerknochen und in mir ist nur noch Angst.

Monster

Eintrag 7

Sie hat mich wiedergefunden. Sie lässt mich gehen, spürt mich wieder auf, isst. Isst noch einen Teil von mir mit diesem Lachen auf den Lippen. Wollte ich nicht für immer bei ihr sein? \n\nIch werde das unter kaltem Eisen begraben. Wer es liest, sei gewarnt. Lass sie nicht in dein Haus. Gib ihr kein Wasser. Wenn du sie siehst, lauf davon, solange du noch Füße hast. Ich höre es. Ein Krabbeln unter den Zweigen. Und da überkommt es mich auch schon wie eine schreckliche Woge. Ich bin die Schweinshaxe, auf die sie gewartet hat.

Der Kuss des Winters Kapitel - NWGuide Datenbank

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