Das sind nicht die Pudel meiner Mutter.\n\nIn der Tiefen Schlucht, die zur geheimnisvollen Stadt der Verderbnis führt, lauern Hunde unnatürlicher Farbe und Wildheit. Ich habe sie aufgrund der gut sichtbaren roten Verderbnis-Adern und ihres abstoßenden Verhaltens "Verderbte Bluthunde" genannt. Diese Abscheulichkeiten können ihre zahnbewehrten Kiefer weit genug aufreißen, um einen ganzen Truthahn zu fressen.\n\nUnd doch sind sie auf gewisse Weise niedlich, nicht wahr? Meine Mutter hat früher größere Hunde aufgezogen – dann kann es doch nicht so schwer sein, einen von ihnen zu domestizieren! Ein Welpe sähe gewiss allerliebst aus. Vielleicht ein Geschenk für einen geliebten Menschen?

Verderbte Bluthunde

Tag 1

Egal, wie tief ich auch in diese Spalte der Verderbnis eindringe, bisher habe ich noch keinen Welpen gefunden. Alle sind ausgewachsen und auf ihre schlurfenden Meister abgerichtet. Müssen sich diese Bluthunde nicht fortpflanzen? Kommen sie wie alles andere auf diesem seltsamen Kontinent voll ausgewachsen auf die Welt? Weitere Forschungen sind erforderlich.

Auf der Suche

Tag 2

Bei dem Versuch, ein ausgewachsenes Exemplar der Bestien zu fangen, gelang es mir nach einem grauenvollen Kampf, einen der rotäugigen Bluthundmänner zu töten.\n\nMeine Arme sind in mindestens zwei Lagen Bandagen gewickelt, weil ich den Hund in eine provisorische Falle gelockt habe. Mein Blut hat sicherlich eine Spur auf dem schneebedeckten Pass hinterlassen, aber meine Bemühungen waren nicht vergeblich. Ich schreibe dies unter unglaublichen Schmerzen und mit unglaublichem Stolz – blicke ich doch auf meine neue Gefangene, bevor ich mich zur Nachtruhe begebe. Sie ist rastlos und es offensichtlich nicht gewohnt, eingesperrt zu sein. Außerdem ist sie zu stark, um lange in der Falle zu bleiben. Ich glaube, ich werde sie "Molly" nennen.

Molly

Tag 3

Molly verhält sich mir gegenüber immer noch sehr feindselig.\n\nIch füttere sie mit rohem Fleisch, was ihre Wut zu mildern scheint, allerdings nicht ihr Misstrauen. Sie zieht die Fleischstücke aus dem Holznapf, den ich für sie gefertigt habe, in eine Ecke und frisst dort. Von dieser Stelle aus kann sie mich stets im Auge behalten – immer rot, immer misstrauisch.\n\nDie Nahrungsmotivation bringt uns nicht weit, und im Endeffekt ist es zu gefährlich, sie aus der Hand zu füttern.

Die Hand, die einen füttert

Tag 4

Ihr Verhalten ist immer noch zu aggressiv, um sie aus ihrem Gefängnis lassen zu können. Ich schreibe jetzt mit der linken Hand, da meine rechte Hand von der lieben Molly als Kauspielzeug beschlagnahmt wurde.\n\nForschung zu Hundeleinen aus Leder erforderlich – falls ich jemals nah genug an ihren Hals kommen sollte, um sie anzuleinen. Die Hündin sieht mich mit Verachtung und Abscheu an – gerade so, als wäre ich derjenige mit teuflischen, rot leuchtenden Augen und Rissen.

Teufelshündin

Tag 5

Welch Freude! Heute Morgen fand ich Molly ohne ihr charakteristisches Knurren und Schnappen vor. Sie fraß ihr Futter behutsamer aus dem Napf – offensichtlich beeindruckt von meinem überragenden Talent als Tierbändiger. In ihren Augen lodert eine seltsame Intelligenz, so als würde sie beginnen, die Situation zu verstehen.\n\nHat sich so der Mensch gefühlt, als er zum ersten Mal einen Wolf gezähmt hatte?

Der beste Freund des Menschen?

Tag 6

Diese verdammte Hündin! Sie hat sich alles genau überlegt, aber nicht zu meinen Gunsten!\n\nEine solche Intelligenz habe ich noch in keinem Hundeartigen gesehen – so lange Fügsamkeit vorzutäuschen, bis sich selbst ein erfahrener Halter wie ich überzeugen lässt. Molly hat nicht mal gewinselt, als ich ihr durch den Zaun die Lederleine anlegen wollte. Ich habe ruhig mit ihr gesprochen, habe ihr gesagt, dass wir jetzt spazierengehen – in der Hoffnung, dass die Freiheit ihre Persönlichkeit hervorbringen würde. Es hat sich gezeigt, dass sie einen bösartigen Charakter hat. Als sie erkannte, dass sie nicht mehr gefangen war, griff die liebe Molly mich an und forderte alles von mir, bis ich wieder alleine im Bett erwachte. Ich kann mir nur vorstellen, dass sie wieder zu ihrem wahren Meister im Norden gelaufen ist.\n\nAuf diesem schönen Kontinent gibt es bessere Möglichkeiten, um Geld zu verdienen, als sich mit Hunden einzulassen. Ganz nebenbei: Ich habe jetzt mit Sicherheit Flöhe. Und zwar verderbte Flöhe. Ein verderbter Flohzirkus ... Ja, das könnte funktionieren ...

Des Menschen schlimmster Feind Kapitel - NWGuide Datenbank

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